Urkunde, mit der der Streit zwischen dem Abt und dem Ritter Ortolf von Weng 1268 geschlichtet wurde – auch ein wichtiges Dokument zur klösterlichen Braugeschichte. © BayHStA-KUAldersbach00048

Von der Klostergründung bis zur Säkularisation 

Seit rund 900 Jahren ist die Geschichte Aldersbachs durch sein Kloster geprägt. Die barocke Anlage ist nahezu vollständig erhalten und spiegelt mit einer der schönsten Marienkirchen Europas die einstige Bedeutung dieser Zisterzienserabtei in der bayerischen Kirchen- und Kulturgeschichte. Um das Jahr 1120 stifteten wohl die adeligen Brüder Chadalhoch und Ruprecht ein Augustinerchorherrenkloster um die bereits seit dem 9. Jahrhundert bestehende Kirche St. Peter. Die Gründung, die später auch der hl. Bischof Otto von Bamberg gefördert hatte, erstreckte sich über einige Jahre und ist für das Jahr 1139 sicher belegt. Bereits 1146 übernahmen zwölf Zisterziensermönche aus dem fränkischen Ebrach das Kloster. Erneut war es ein Bamberger Bischof, der diesen Orden wohl aus machtstrategischen Gründen in Aldersbach ansiedelte. Die Zisterzienser verlegten das Kloster auf das östliche Ufer des Aldersbachs und errichteten dort eine Marienkirche, die 1207 geweiht wurde. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden die Tochterklöster Fürstenfeld, Fürstenzell und Gotteszell von Aldersbach aus besiedelt. 1669 kam die Wiederbesiedlung des Klosters Walderbach in der Oberpfalz hinzu. Der Erwerb kaiserlicher und päpstlicher Privilegien, Schenkungen und Feudalabgaben ließen das Kloster mit rund 600 Anwesen in 17 bayerischen Landgerichten zu einer der größten Besitzeinheiten Bayerns werden. Bereits im Jahr 1231 befand sich hier eine öffentliche Schule für Jungen und Mädchen, ein Spital wurde 1295 errichtet. Der Konvent erfuhr als Gelehrtensitz mit bedeutenden Wissenschaftlern eine hohe Anerkennung. Im 17. Jahrhundert gab es sogar eine Hochschule für Theologie und Philosophie. Aldersbach gehörte zu den „Prälatenklöstern“ und der jeweilige Abt hatte einen Sitz im Landtag Bayerns – auch 1516, als in Ingolstadt das Reinheitsgebot für Bier verkündet wurde. Die so bedeutende Klostergeschichte Aldersbachs endete im Jahre 1803 mit der Säkularisation. Die Verstaatlichung des Kirchenbesitzes brachte in ganz Bayern große Veränderungen mit sich. Zahlreiche Klöster wurden aufgelöst. Damit fand nicht nur das wissenschaftliche, philosophische und künstlerische Wirken der Klöster ein abruptes Ende – die Regionen verloren überdies ihren bisher wichtigsten Wirtschaftsfaktor. 

 Der Streit ums Freibier im Jahr 1268 

 „Geburtsurkunde“ des Aldersbacher Klosterbiers:  Ritter Ortolf von Weng geriet mit dem Abt Theodorich II. (1258-1277) von Aldersbach in einen Rechtsstreit. Der Gottesmann warf dem Edelmann vor, seine Hintersassen auf dem klösterlichen Maierhof in Weng schikaniert zu haben: Ortolf soll zu Unrecht alle Jahre ein Paar Schuhe, ein gewisses Quantum Bier und das Grumetheu von einer Wiese bei Weng gefordert haben. Das Kloster unterstellte dem Edelmann weiterhin, dass seine Söhne das Erbrecht von zwei Gütern in Freundorf und Walchsing, das ihr Vater dem Kloster übertragen hatte, rechtswidrig verkauft hätten. Zehn Jahre dauerte der Rechtsstreit. Schließlich schloss man 1268 unter Vermittlung des Grafen Albert von Hals unter der Linde von Aldersbach einen Vergleich. Das Kloster brauchte danach kein „Freibier“ mehr zu liefern, musste den Ritter aber mit Weizen und 1 Pfund Pfennige befriedigen. Der Schlichterspruch, in dem erstmals das spätere Nationalgetränk dokumentiert wird, gilt daher auch als eine Art „Geburtsurkunde“ für das Aldersbacher Klosterbier. (Quelle: Ulrich Pietrusky: Das Kloster Aldersbach. Geschichte – Bedeutung – Erbe. 2016. Herausgeber: Gemeinde Aldersbach) 

Das Kloster Aldersbach und sein Osterwein

Das Zisterzienserkloster Aldersbach hatte im benachbarten Österreich vom Mittelalter bis zur Klosterauflösung im Jahre 1803 umfangreichen Besitz: neben 110 Anwesen auch rund 300 Weingärten. Alle wirtschaftlichen Aktivitäten wurden von einem Amtshof des Klosters gesteuert, der sich in Krems-Gneixendorf befand. Das Dorf selbst gehörte ursprünglich ganz dem Kloster Aldersbach. Der erste Amtshof war über Jahrhunderte der „Mönchshof“, später „Schloss Wasserhof“ genannt, ein stattlicher Gutshof mit 160 Hektar landwirtschaftlichem Eigenbesitz. Er wurde im 17.Jahrhundert vom benachbarten „Freihofhaus“ abgelöst, welcher heute als „Beethovenhaus“ bekannt ist. Welche Bedeutung der österreichische Amtshof bis zur Klosterauflösung im Jahre 1803 hatte, lässt sich allein an dem Umstand ablesen, dass eine Reihe von Gneixendorfer Verwaltern anschließend zu Äbten in Aldersbach gewählt worden sind.  Aus den Weingärten mussten die Untertanen in der Regel ein Drittel des Traubenertrags an die klösterlichen Weinpressen in Krems-Gneixendorf oder in Krems-Weinzierl abliefern. Dort wurde der Wein gekeltert und zwischengelagert, bevor er auf dem Schiffsweg über die Donau nach Aldersbach gelangte. Dies geschah über die Jahrhunderte in Fässern von genormter Größe. Diese hießen „Dreiling“ oder „Ternarius“ und fassten 1360 Liter Rebensaft. Der Transport von im Durchschnitt 75 Dreilingen oder gut 100.000 Liter Wein pro Jahr war eine logistische Herausforderung, wiegt allein das leere Fass bereits 600 Kilogramm. Die leeren Fässer wurden im Übrigen zerlegt transportiert, das Kloster verfügte über eine eigene große Fassbinderei. Dazu hat der im Gemeindegebiet geborene (Walchsing) Prof. Dr. Ulrich Pietrusky den Sonderband 13 der „Vilshofener Jahrbücher“ veröffentlicht: Das Kloster Aldersbach und sein Osterwein; erhältlich im Rathaus Aldersbach. Prof. Dr. Pietrusky war es auch, der sich im März 2018 mit einer Aldersbacher Abordnung daran machte, die historischen Spuren des Klosters in Krems-Gneixendorf neu zu entdecken. Noch heute finden sich zahlreiche Spuren der Aldersbacher Mönche im Winzerort Gneixendorf. Dazu zählt auch der mächtige „Aldersbacher Weinkeller“, der immer noch diesen Namen trägt. Aktuell zählen sechs Familien zu den „Aldersbacher Winzern“: Ihre Vorfahren waren einst alle Aldersbacher Klosteruntertanen, die Nachkommen bewirtschaften heute ehemalige Weinlagen des Klosters, keltern und vermarkten ihren Wein selbst. Mittlerweile gibt es wieder einen „Aldersbacher Klosterwein“ (Rot und Weiß), von Winzerfamilie Martin und Judith Walzer aus Gneixendorf. Der Wein ist im Klosterladen am Freiherr-von-Aretin-Platz erhältlich.